Einweihungsfeier "Thölkes Hus" 9. August 2014
Von Bettina Diercks (Rotenburger Kreiszeitung)

Silke und Klaus Klencke aus Höperhöfen konnten es nicht ertragen, dem Verfall der „Pflugköthnerstelle Nr. 7" mit anzusehen. Da die Eigentümerin Marianne Thölke das alte Haus einfach nicht mehr wuppen konnte, tauschte das Ehepaar sechs Hektar Land gegen das Bauernhaus von 1808. Jetzt wurde das Kleinod, restauriert nach Vorgaben des Denkmalschutzes, eingeweiht. Selbst Napoleon Bonaparte schaute vorbei.

Das Kurfürstenpaar zu Hannover mit den Gastgebern
Dr. Wolfgang Dörfler von der „Interessengemeinschaft Bauernhaus" (Worpswede) aus Hesedorf hält das Zweiständer-Fachwerkhaus sogar für älter, da am Innenraum mehrere Umbauten nachzuvollziehen sind. Tatsächlich gibt es die Hofstelle seit 1690. Besitzer war laut Klencke damals Hinrich Fajen. „Gebaut wurde dieses Haus dann im Jahre 1808 vom Gemeindevorsteher Cord Fajen und seiner Frau Catharina", sagte Klencke in seiner Laudatio.
Die "plattdeutschen" Edith und Friedhelm
Derzeit im Gebäude noch zu entdecken ist neben dem original erhaltenden Dielenbereich die Lehmausfachung des Hauses. Die Klinker der Außenfassade wurden neu verputzt und geben dem Haus ein frisches Aussehen. Was nicht erhalten beziehungsweise dem Original nachempfunden wurde, ist das Reetdach. Im Februar wurde der Dachstuhl in Nachbarschaftshilfe neu gedeckt. Laut dem Bötersener Heimatblatt „Land Kurier" fassten mehr als 20 freiwillige Helfer mit an und deckten 9000 Dachpfannen. Sie standen vor der Herausforderung, „sieben verschiedene Sorten von Ton- und Hohlpfannen, die teilweise handgefertigt und zwischen 70 und 100 Jahre alt sind" auf dem 700 Quadratmeter großen Dach zu platzieren.
„Das Haus hat eine wechselvolle und vor allem nachweisbare Geschichte", sagt Klencke. „Die Truppen des französischen Kaisers Napoleon Bonaparte waren hier im April 1813 einquartiert, das dokumentiert ein Original-Schriftstück." Gefunden hat es seine Ehefrau Silke beim Ausräumen des Bauernhauses. Sie entdeckte es in einem alten Sekretär, eine Kopie davon hängt derzeit in der Diele. Nach den Franzosen folgten im Dezember 1813 dann russische Offiziere mit ihren Soldaten, die die Franzosen vertrieben hatten und ebenfalls versorgt werden mussten. Franzosen wie auch Russen plünderten Höperhöfen. Die Mägde des Dorfes waren ebenfalls stark nachgefragt.
Das älteste gefundene Dokument stammt aus dem Jahre 1695 und ist eine Bescheinigung über zu entrichtende Landessteuern an das Amt Sottrum. Überliefert ist zudem, dass sich 1879 im Haus von Maria Fajen die Mitglieder der damaligen „freien Gemeinde Höperhöfen" zu ihren ersten Gottesdiensten trafen. Später entwickelte sich daraus die bis heute existierende „selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche".
Filmreif wurde die Einweihung durch den Auftritt Napoleons, dargestellt von Schauspieler Erwing Rau aus Martfeld. Während der plattdeutschen Ansprache durch Edith Dreier und Friedhelm Holsten stolzierte das „Kurfürstenpaar zu Hannover" (Ulla Behrens aus Jeerhof mit ihrem Lebensgefährten) bei klassischer Musik über den Hof.
Dann fuhr Napoleon lautstark fluchend mit der Achenbacher Kutsche vor, gelenkt von Thomas Nordhausen und Marius Klencke, beide ebenfalls passend verkleidet, und begleitet von der „Marseillaise", der französischen Nationalhymne. Dann hagelte es erstmals Schelte für Napoleons Bruder Jérôme und dem Statthalter (gespielt von Tom und Michel Klencke). Da damals die Franzosen das Dorf plünderten, erwischte Napoleon auch an Thölkes Hus einen seiner Offiziere (Karl-Heinz Klipp) mit einer Perlenkette, die er ihm abnahm. Anschließend schnappte sich der Bonaparte die junge Magd Sandra, verschwand mit ihr im Haus und kam einige Zeit mit Lippenstift bedeckt wieder hinaus. Kurz darauf schlugen die Preußen und Russen (Olaf Lippke, Guido Bruns und Ludwig Klencke) die Franzosen in die Flucht.
Großes Kino also für die 250 Gäste. Klenckes hatten weder Kosten noch Mühen für den Abend gescheut, der sich bis in den frühen Morgen ausdehnte. Gegen den Hunger hatten Cord Meier, Marc Hesse und Frank Rubarth zehn Stunden lang ein Schwein am Spieß gegrillt.
Klaus Klencke nutzte die Gelegenheit, sich bei den vielen Helfern und Sponsoren sowie den Firmen Jatzek und Reimo Bohling zu bedanken, „die hier so gute Arbeit gemacht haben". Bei der Planung zur Restaurierung hatte Architektin Brigitte Haase Klenckes unter die Arme gegriffen, die auch schon den Hofschafstall und Cohns Scheune geplant hat.
So ganz genau weiß das Ehepaar Klencke noch nicht, was mit dem neuen Dorfmittelpunkt Höperhöfens werden soll. Silke Klencke: „Vielleicht kann darin Kultur stattfinden - Lesungen, Konzerte..."
© 2014 Klencke, Höperhöfen